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Die Luft wird immer dünner

Die Luft wird immer dünner
In Pflegeheimen
und Krankenhäusern werden immer mehr Ehrenamtliche gebraucht – und dringend gesucht

Kaffeenachmittag im Altenpflegeheim Sonnhalde

Foto : Seibel
Gertrud Mörk (Mitte) ist eine von 30 freiwilligen Helferinnen im Neuenbürger  Altenpflegeheim. “Die Menschen freuen sich auf unsere Donnerstagnachmittage mit Kaffee, singen und vorlesen”, sagt sie.

Pforzheimer Zeitung vom 17.04.2001 Enzkreis/Pforzheim.

Sie tragen Tabletts, lesen an Krankenbetten vor und nehmen sich Zeit für Gespräche. Freiwillige Helfer werden für die menschliche Seite der Pflege immer wichtiger.
Doch sie sind schwer zu finden.

Von PZ- Redakteur :    Alexander Heilemann

Der Dienst des Neuenbürger Altenpflegers Günter Steger beginnt um sieben Uhr. Er bespricht mit der Nachtwache, ob jemand in der Nacht Fieber hatte oder unruhig war. Vor dem Frühstück hilft er drei alten Menschen beim Aufstehen, Waschen und Anziehen. Er begleitet die Heimbewohner wenn nötig überall hin, hilft beim Baden oder Duschen und lagert Heimbewohner, die sich nicht selbst im Bett bewegen können, um: alle zwei bis drei Stunden. Zeit für Gespräche: “Eine starke halbe Stunde”, sagt Steger. Der Arbeitstag für Pfleger wird immer enger kalkuliert. Für Ludger Schmitt, Leiter des Neuenbürger Altenpflegeheimes Sonnhalde, wird durch die Vorgaben der Pflegeversicherung die Menschlichkeit in der Versorgung der Heimbewohner zunehmend weg rationalisiert. “Vorlesen am Bett, Besuche oder längere Gespräche werden da nicht berücksichtigt”, sagt er. Die Folge: “Ohne Ehrenamtliche kommen wir nicht mehr aus”, sagt Schmitt.

In seinem Haus organisieren rund 30 freiwillige Helfer, Kaffenachmittage, Andachts- und Gottesdienstgruppen, begleiten im Hospizdienst Sterbende und helfen zweimal im Monat am Wochenende in der Pflege aus. “Da müssen wir mit halber Belegschaft arbeiten und es wird noch enger mit den sozialen Kontakten”, so Ludger Schmitt. Aber er weiß auch: “Es wird immer schwieriger, Menschen zu finden, die sich bei uns ehrenamtlich engagieren.”

Die Arbeitsgemeinschaft Ehrenamtliche an Krankenhäusern und Pflegeheimen im Enzkreis und der Stadt Pforzheim, bei der die Neuenbürger mitmachen,  möchte in diesem  “Jahr des Ehrenamts” noch offensiver um Nachwuchs werben. ”Hilfe ist angesagt, Tausende warten auf ehrenamtlich Helfende”, steht auf der Internetseite, wo man sich direkt auf den Aufruf melden kann. (die PZ berichtete). Bislang hat dies noch niemand getan. Trotzdem ist der Versuch, freiwillige Helfer übers Internet zu finden, für Karl Röckinger, dem Sozialdezernenten im Landratsamt, ein “wichtiger Schritt”.  Nach seiner Schätzung sind im Enzkreis  zwischen 200 und 400 Menschen in Pflegeheimen, Krankenhäusern, Besuchsdiensten oder Nachbarschaftshilfe im Einsatz. Demgegenüber stünden 400 pflegebedürftige Menschen in Heimen und rund 3000 in häuslicher Pflege. Tendenz steigend: “Bis 2010 wird der Anteil der über 80-jährigen im Kreis 40 Prozent zunehmen” so Röckinger.

Er rechnet deshalb mit 40 Prozent höheren Anforderungen, die auf die Pflege zukommen. Dabei sei das kleinere Problem der Neubau von Heimen. “Aber für die Betreuung der Menschen werden wir händeringender nach Fachkräften suchen als heute in der IT-Branche”, so Röckinger. Umso wichtiger würden freiwillige Helfer in diesem Bereich. Auch schwächer werdende Familienbande in der Gesellschaft müssten immer stärker durch ein bürgerschaftliches Engagement ersetzt werden.

Lila tragen die Helfer in den  Enzkreiskliniken Mühlacker und Neuenbürg. Für Krankenhausdirektor Thomas Wieland wird das Gewicht der ehrenamtlichen Gruppe in Neuenbürg um die Neuenbürgerin Lilo Kallfass für die sozialen Kontakte zu Patienten in Zukunft eher steigen. “Wir waren schon in den letzten Jahren mit Personal recht knapp bestückt”, sagt Wieland. In den kommenden Jahren werde ein neues Vergütungssystem erst getestet und nach 2006 eingeführt. “Ich erwarte, dass unsere Situatíon dann zumindest nicht besser wird”, so der Krankenhausdirektor. Wieland und Schmitt setzen wie Lilo Kallfass, die Initiatorin der Arbeitsgemeinschaft im Enzkreis und der Stadt Pforzheim, auf Aktionen in der Öffentlichkeit, um für den ehrenamtlichen Einsatz in  Krankenhäusern und Pflegeheimen zu werben. “Vor allem die Männer setzen sich in unseren Gruppen noch zu wenig ein”, sagt Lilo Kallfass, die sich als “lila Lilo” (Kallfass über Kallfass) in der Neuenbürger Klinik um Patienten kümmert.  Neue Interessenten für die Arbeitsgemeinschaft haben sich bei ihr auch schon gemeldet: für das vor einer Woche in Birkenfeld eröffnete Pflegeheim und die Lebenshilfe Mühlacker.

@    Weitere Infos im Internet unter:   www.ehrenamtliche.de und  www.be-enzkreis.de

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